Conrad Gessner: Von der Alpengams zur Alpengeologie

„Welches Vergnügen, welche Wonne gewährt es doch dem Geiste, die ungeheuren Bergmassen zu bewundern und das Haupt bis in den Wolken zu erheben! … Welches Vergnügen kann wohl in dieser Welt so hoch, so wertvoll, so vollkommen sein wie das Bergsteigen?“

Conrad Gessner in einem Brief von 1541.

Waren in der Antike und im Mittelalter die Alpen noch als schrecklicher, weil schwer zu bewirtschaftender und zu bereisender, Ort betrachtet, ändert sich dies im 16. Jahrhundert langsam. Naturforscher beginnen die Berge zu besteigen und zu erforschen, nicht nur um Pflanzen und Mineralien zu sammeln, sondern auch aus Freude an der Aufgabe. Im August 1555 erklomm der Arzt und Naturforscher Conrad Gessner als einer der Ersten den 2.128 Meter hohen Berg Pilautus bei Luzern und veröffentlichte eine genaue Beschreibung seiner Bergbesteigung.

Gessner wurde am 26. März 1516 als Sohn eines einfachen Kürschner in Zürich geboren. Er hatte ein natürliches Talent für Sprachen und mit finanzieller Unterstützung eines Großonkel und seiner Lehrer studierte er Medizin in Basel. Er machte rasch Karriere und ab 1554 wirkte er als Oberstadtarzt in Basel. Er liebte das Sammeln von Kuriositäten wie exotische Tiere, getrocknete Pflanzen, Edelstein, Mineralien und Fossilien. Pflanzen und Mineralien spielten außerdem in der damaligen Medizin eine wichtige Rolle als Materia medica, als natürlich vorkommende Heilmittel.

Er veröffentlichte „Historia animalium“ (1551-1558) und „De omni rerum fossilium genere,…()“ (1565), das erste gedruckte und bebilderte Buch über Fossilien. Sein „Historia plantarum“ blieb leider unveröffentlicht, da er kaum 50-jährig an der Pest erkrankte und verstarb.

„Historia animalium“ wurde später als „Allgemeines Thierbuch“ ins Deutsche übersetzt. Es sollte eine Art Nachschlagewerk über alle bekannten Tiere werden. Jede Tierart wird in einer Abbildung mit begleitenden Text vorgestellt, wobei die Abbildungen und Beschreibungen teilweise von älteren Autoren übernommen wurden. Im Gesners Buch findet man auch die älteste gedruckte Abbildung einer Alpengams (Rupicapra rupicapra) neben anderen typischen Tieren der Alpen.

„Allgemeines Thierbuch“ (1669).
Alpengams (Rupicapra rupicapra).

In seinem Werk „De omni rerum fossilium“ stellt er neben Fossilien, Geoden, Kristalle und Steinartefakte auch Gesteine dar, wobei es trotz der hohen Qualität der Abbildungen auch zu einigen Fehlern kommt. In der Darstellung durch den Künstler Johannes Kentmann der Basaltsäulen des Burgberges von Stolpen (Lausitz-Sachsen) werden diese als große Kristalle, mit Prismenspitze, gezeigt.

Dieser Aufschluss wurde bereits um 1520 erwähnt, als Carolus von Miltitz ein Handstück des Basalts nebst einen Begleitbrief an Friedrich den Weisen sandte. Im Jahre 1546 nutzt Georgus Agricola in seinem „De Natura Fossilium“ den Namen „Basalt“ zum ersten mal für diesen Aufschluss und ersetzt damit den älteren Begriff – eingeführt vom römischen Naturgelehrten Plinius – „Basanit.“

Auch in den Alpen können Basaltsäulen gefunden werden, zum Beispiel in den Dolomiten. Es handelt sich um 228-237 Millionen Jahre alte Basalt-Intrusionen in das ehemalige Meeresbecken des Schlern-Riffs.

Basaltsäulen am Schlern.