Südtirol im geologischen Kartenbild

„Geologische Karten haben die Aufgabe, ein „vierdimensionales Geschehen“ in zwei Dimensionen anschaulich darzustellen. Das erweist sich als ein vertracktes Unterfangen.“

David R. Oldroyd (2007): Die Biographie der Erde – Zur Wissenschaftsgeschichte der Geologie.

Die ersten Grubenkarten, z.B. Schneeberg im Ridnauntal oder Prettau im Ahrntal, waren einfache Zeichnungen auf denen der Verlauf der Stollen eingetragen wurden. Später kommen Karten auf, die die Verhältnisse in der Grube oder auf der Oberfläche festhalten. Als Höhepunkte der Bergbau-Kunst werden unter anderem Werke wie „De Re Metallica“ des Georgius Agricola und das „Schwazer Bergbuch“ (beide um 1556) angesehene. Da Stollen den Erzadern folgen, können einige geologische Informationen aus diesen Darstellungen gelesen werden, wenngleich es sich nicht um geologische Karten in modernen Sinn handelt.

Silberbergwerk am Schneeberg, aus dem „Schwazer Bergbaubuch“, um 1556.

In einem Büchlein mit dem Titel „Ragguaglio di una grotta ove vi sono molte ossa di belve diluviane nei Monti Veronesi“, veröffentlicht der Ingenieur und Kartograf Gregorio Piccoli del Faggiol (1680-1755) in 1739 eine einfache topografische Karte der Italienischen Dolomiten. In einer beigefügten stratigrafischen Tabelle stellt del Faggiol Gesteinsschichten dar, wie er sie im Feld angetroffen hat. Dieses kaum bekannte Werk ist wahrscheinich die älteste Darstellung der Geologie von Südtirol überhaupt.

Gregorio Piccoli del Faggiol, 1739, „Ragguaglio di una grotta ove vi sono molte ossa di belve diluviane nei Monti Veronesi.“

Die ersten geologischen Karten von Südtirol wurden Anfang des 19. Jahrhunderts erstellt. 1803 veröffentlichte Alois von Pfaundler (1765-1847) eine geologische Karte des Fassatales. Einige Jahre später erstellte der spanische Adelige Carlos Gimbernat (1765-1839) die erste geologische Karte für das gesamte Land Tirol.

Im Jahre 1803 erschien aus der Hand von Alois von Pfaundler eine erste geologische Karte über die Dolomiten – „Über die merkwürdige Gegend von Fassa in Tirol“ – mit farblicher Unterlegung der verschiedenen Schichten.
Carlos Gimbernat , 1808, „Mapa Geognostica del Tirol.“ Granitica=Granit, Pizarras=Schiefer und Quarzphyllit, Calcar-lamelar=Flözkalk, geschichteter Kalkstein, Calcareo-conchil.= Muschelkalk, Calcareo-granulemto= Massiger Kalk, Dolomita=Dolomit, Magnesiana= Serpentinit & Magnesit, Grauvaka= Grauwacke, Sandsteine, Konglomerate, Porfido=Porphyr, Grunstein= Amphibolit, Diabas, Dolerit usw. (Amphibol führende Gesteine), Basalto=Basalt, Arcilla lamelar=Tonschiefer, Piedra arenosa=Sandstein, Hieso=Gips, Tierra verde= Mandelgestein, Guijarrat= kieselige Gesteine.

Spätere Naturkundler durchwanderten das Land und hinterließen da und dort geologische Detailkarten, die zumeist in Archiven landeten oder auch publiziert wurden. Erste private oder staatlich geförderte Kartenwerke der gesamten Alpen kommen um 1840 auf.

Leopold von Buch, 1822, “Esquisse d´une carte geologique de la parte meridionale du Trentino” (1822) zeigt die Verteilung von Karbonatgesteinen in Südtirol und Trentino. Hellblau – Kalkgestein, dunkelblau – Dolomitgestein.
Die Alpen, Ausschnitt aus der ersten geologischen Karte Mitteleuropas, 1821. Hellblaue Signatur im Norden und Süden=Alpen-Kalk (Sedimente), Grüne Signatur im Norden und Süden=Schiefer, Hellgelbe Signatur am Alpenhauptkamm=Granit-Gneis Formation.
Die Dolomitenregion in der „Generalkarte des Lombardisch-Venetianischen Königreiches“, veröffentlicht um 1838.
Geognostische Karte von Tirol„, herausgegeben um 1850 auf Kosten des geognost. montanist. Vereins von Tirol und Vorarlberg.
Geologisches Profil der Dolomiten vom Schlern zum Langkofel, von Ferdinand von Richthofens „Geognostische Beschreibung der Umgegend von Predazzo, Sanct Cassian und der Seisser Alpe in Süd-Tyrol“ (1860).

Literatur:

Autor: David Bressan

Bressan-Geoconsult bietet geologische Dienste im Alpenraum an, mit Schwerpunkt auf geologische Kartierung, Betreuung von Bohrungen, Quartärgeologie, Hydrogeologie und Baugeologie. Kontakt: david@bressan-geoconsult.eu